WeChat, der führende asiatische Messenger mit über 760 Mio. monatlich aktiven Nutzern hat seinen Nutzerreport vorgelegt.
Im jährlichen WeChat impact report legt der zum Tencent Konzern gehörende Messenger dar, wie sich seine chinesischen Nutzer verhalten und welche Vorlieben sie haben und bereitet die (demographischen) Daten in Grafiken übersichtlich auf.
UPDATE: Kurz nach der Veröffentlichung dieses Artikels wurde öffentlich, dass die Publicis Groupe (via Publicis Media „Mutter“ von Starcom) eine globale strategische Partnerschaft mit der Tencent Holding („Mutter“ von WeChat) eingegangen ist.
Die wichtigsten Ergebnisse aus dem WeChat impact report 2016
Der Blick nach Asien lohnt immer wieder. Denn in manchen Dingen ist man dort schon viel weiter als hierzulande. So beispielsweise im Bereich der Messenger Apps.
Diese sind bei weitem marketingorientierter als die führenden Messenger in unseren Breitengraden, WhatsApp und Facebook Messenger.
Diese Orientierung in Richtung Monetarisierung und Multifunktionalität fehlt vor allem WhatsApp. Aber hier ist anzufügen, das Facebook mit dem weltgrößten Messenger bisher keine aktiven Vermarktungspläne verfolgt.
Sicherlich wird nach und nach die Funktionalität erweitert, aber zentral war zuletzt eher die Sicherheitsfrage, weshalb man die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für die über 1 Milliarde Nutzer eingeführt hat.
Tipp: Dafür sollte man immer die neueste Version des Messengers auf dem Smartphone installiert haben.
Vielmehr wird der Facebook Messenger in Sachen Monetarisierung nach und nach aufgerüstet. Zuletzt wurde auf der Entwicklerkonferenz f8 die API bekanntgegeben, durch die etwa Chat Bots entwickelt und implementiert werden können.
Dieses Thema ist derzeit „hot“ und wird im zweiten Halbjahr 2016 auch in Deutschland noch mehr an Fahrt gewinnen. Schon jetzt rundum die Fussball-Europameisterschaft gibt es einige Marken, die mit eigenen Chat Bots an den Start gehen, wie etwa die BILD oder ran.de.
Das Team um Facebook Messenger-Chef David Marcus ist umtriebig. Gerade erst wurde bekannt, das seit dem Start der Messenger Plattform über 11.000 Bots initiiert wurden und sich ca 23.000 Entwickler für die Bot Engine Wit-ai angemeldet haben.
94% der Nutzer verwenden WeChat täglich
Der WeChat impact report zeigt klar, wie beliebt die Nutzung des Messengers in China ist. Nutzer öffnen die App zwischen elf und dreißig mal am Tag. 21% der Befragten sagten sogar, sie öffnen die App sage und schreibe am Tag über fünfzig mal!
Posten, Teilen und lesen – Top 3 der Dinge, die Nutzer auf WeChat tun
Interessant ist, dass das Versenden von Geld oder das mobile Bezahlen beim Popularitätsranking nicht höher angesiedelt ist. Gerade weil in diesem Zusammenhang immer wieder von der „Tradition“ des roten Umschlages in China die Rede ist.
Damit hat Tencent, WeChat’s Mutterkonzern, rund 2,3 Mrd. Transaktionen 2015 realisiert, wie das Unternehmen zu Beginn des Jahres bekannt gab. Während des chinesischen Neujahrsfestes waren es sogar 8 Mrd. Transaktionen, die gezählt wurden.
Der Nachrichtenkonsum via WeChat ist populärer als über Zeitungen oder TV
Social Media und damit WeChat oder Sina Weibo (Kurznachrichtendienst und ähnlich wie Twitter) sind populärer bei der Newsaufnahme als TV und Zeitungen zusammengenommen.
Selbst wenn man Newsseiten dazuzählt, erreichen sie nicht annähernd die Popularität der Social Media Angebote.
Blick auf Deutschland: TV vor allen anderen, auch vor Social Media
Lenkt man den Blick von China wieder nach Deutschland, so zeigt sich hier ein gänzlich anderes Bild. Während laut der obigen Tencent-Daten TV, Zeitung und Newsportale in China im Hintertreffen gegenüber Social Media und speziell WeChat sind, steht TV in Deutschland unangefochten an der Spitze.
Aber nicht bei den Jüngeren, wenn man sich die Fakten genauer anschaut. Dann kommt zu einem wesentlich differenzierteren Bild.
Auf Netzpolitik finden wir das Ergebnis des aktuellen Länderberichts des Hamburger Hans-Bredow-Institut für Medienforschung:
„Fernsehen weiter wichtigste Nachrichtenquelle: Für 51 Prozent ist TV die wichtigste Nachrichtenquelle. Für 26 Prozent sind Online-Medien die wichtigste Quelle. Bei jüngeren Menschen ist es umgekehrt, für sie sind Online-Medien (18 bis 24 Jahre: 52 Prozent; 25 bis 34 Jahre: 49 Prozent) häufiger die primäre Nachrichtenquelle als Fernsehen (18 bis 24 Jahre: 24 Prozent; 25 bis 34 Jahre: 37 Prozent).“
Zuerst TV, dann Social Networks und schließlich Zeitungen (Print/Online)
Allerdings muss man anfügen, das TV nicht nur bei den Jüngeren an Popularität verliert sondern, wenn die Daten von emarketer stimmen, insgesamt.
Deutlich zu sehen ist der Rückgang bei TV und Tageszeitungen, während die Rubriken Internet und Radio zulegen. Es bleibt festzuhalten: Online wird stärker, aber TV ist nach wie vor der Primus Inter Pares, wenn auch nicht mehr uneingeschränkt in der jüngeren Zielgruppe.
In China zeigt sich dagegen eine gänzlich anderes Bild. WeChat und Mobile haben einen viel höheren Stellenwert als Ihre Pendants in Deutschland, wobei man nicht verschweigen sollte, das sich hierzulande einiges tut.
Snapchat beispielsweise wird auch hierzulande immer populärer. Grundsätzlich stellen sich in diesem Zusammenhang zwei Fragen:
Wie gehe ich mit der Verlagerung der Kommunikation von Social Networks hin zu Messengern um, etwa in Fragen von Traffic?
Wie können die Protagonisten der 1 zu 1 Kommunikation marketingtechnisch einbezogen werden?
Fragen, auf die schnell Antworten gefunden werden müssen.
Artikelbild: WeChat by Sinchen Lin CC BY 2.0 flic.kr:p:drNTPW
Der Beitrag WeChat ist beim Nachrichtenkonsum beliebter als Zeitungen & TV erschien zuerst auf akom360 Blog.